Beiträge und Wissenswertes zu den Themenbereichen
Innenarchitektur - Farbgestaltung - Reinraumdesign
Cordula Bahm
Wir gewöhnen uns an die uns umgebenden Räume und nehmen sie als „normal“ an, denn der Mensch ist extrem anpassungsfähig! Wir akzeptieren die Stimmung, die beispielsweise von unserem Arbeitsplatz ausgeht, ohne zu analysieren oder zu hinterfragen. Trotzdem empfinden wir Stress in „schlecht“ gestalteten Räumen und werden langfristig gesehen negativ konditioniert. Das bedeutet, dass sich unsere Stimmung schon beim Betreten dieses von uns als unangenehm empfundenen Raumes sofort verschlechtert.
Dieser Stress lenkt den Organismus ab und vor allem das Gehirn. Es wird daran gehindert, sich auf die tatsächliche „Aufgabe“ zu konzentrieren.
Das ist bei Erwachsenen und Kindern gleichermaßen so.
Gut gestaltete Räume können die kindliche Entwicklung fördern. Dabei spielt auch und besonders die physiologische und psychologische Wirkung von Farbe eine wichtige Rolle. Architektur prägt in sehr hohem Maße die Wahrnehmung von Kindern.
Gewöhnung und Gewohnheiten spielen bei ihnen eine sehr wichtige Rolle. „Das Gewohnte ist gut und richtig“ – Woran wollen wir also unsere Kinder gewöhnen? Welche Auswirkungen hat das letztlich auf eine Gesellschaft?
Besonders für Kinder spielt die Gestaltung ihrer umgebenden Räume eine wichtige Rolle. Erzeugt die Umgebung ein Gefühl der Sicherheit und der Geborgenheit, kann sich ein Kind ganz dem Spiel und dem Lernangebot widmen und so seine kognitiven und motorischen Fähigkeiten frei entwickeln.
Erzeugt ein Raum aber Unsicherheit, oder sogar Angst; kann es zu Stressempfindungen, Aggressivität und sogar auf lange Sicht zu Einschränkungen in der kognitiven und auch der motorischen Entwicklung eines Kindes kommen.
Herausfordernd? Ja, aber keinesfalls überfordernd.
Und genau hier liegt bei vielen Gestaltungen von Kindergärten und Schulen das Problem.
Kinder mögen es doch bunt, oder?
Zu kräftige und zu stark gesättigte Farben ziehen die Aufmerksamkeit auf sich. Sie lenken ab und irritieren.
Je höher die Farbsättigung ist, desto stärker ist auch die Stimulation – das ist unter anderem der Grund, weshalb Kinder auf kräftige Farben stärker reagieren und diese scheinbar „lieber mögen“
Diese hohe Farbsättigung hat aber einen wichtigen Nebeneffekt: die Valenz, also das Angenehme einer Farbe geht zurück, wenn die Farbsättigung ein mittleres Maß überschreitet. Auf Grund dieses Sachverhalts sollte man für Kinderräume stark gesättigte Farben nur als Akzente einsetzen und bei der Raumgestaltung eher mittlere Helligkeiten und Sättigungen verwenden.
In seinen ersten Lebensjahren muss ein Kind das Farbensehen erst noch lernen. Direkt nach der Geburt können Säuglinge zunächst nur Helligkeiten wahrnehmen, das Sehen einzelner Farben ist erst nach ca. 12 Wochen möglich. Nach etwa 6 Monaten werden die Farben im Nahbereich des Kindes wichtiger und beginnen, die visuelle Wahrnehmung des Kleinkindes zu beeinflussen. Das „Lesen lernen“ von Farberscheinungen braucht also eine gewisse Zeit und Entwicklung und sollte nicht durch zu kräftige Farbeindrücke negativ beeinflusst werden.
Räume für Kinder sollten ansprechend gestaltet sein und dabei die kindlichen Bedürfnisse optimal berücksichtigen.
Langweilige Farben und monotone Oberflächen sollten vermieden werden. Wenn sich Kinder sicher und geborgen fühlen, entwickelt sich ihr Orientierungsvermögen günstig und ihr Selbstvertrauen wächst.
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